Herr F.

Gestern sah ich während eines Spaziergangs Herrn F. in seinem Garten stehen. Er trug, wie immer, seinen grünen Hut und seine gelben Gummistiefel. Herr F. bemerkte mich nicht. Er bemerkte auch nicht den Gesang des Rotkehlchens im Holunderbusch gleich über ihm, schien es, und auch nicht das Summen der Bienen in den Krokussen zu seinen Füßen. Er schaute äußerst konzentriert auf etwas, das in seiner Hand ruhte, ein wirres blaues Knäuel eines Bandes, meinte ich zu erkennen, aus dem mehrere Fadenenden heraushingen. Er zog mal an dem einen, dann an dem anderen Faden, ließ wieder locker, versuchte es an anderer Stelle noch einmal, als wolle er einen Knoten lösen, den er noch nicht recht durchschaute. Zwischendurch stieß er hörbar seinen Atem zwischen den verkniffenen Lippen aus, schien entmutigt, holte tief Luft, runzelte die Stirn und machte sich wieder hartnäckig an die Lösung des Knotens. Meinen freundlichen Gruß überhörte er, so sehr nahm ihn seine Tätigkeit ein, und ich begriff, dass ich ihn nicht weiter stören sollte, und so setzte ich meinen Spaziergang voller Hoffnung, ihm möge die Entwirrung des Bandes bald gelingen, fort.

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