Was ist schon ein Leben ohne Überraschungen! Wie eine Sanduhr, die langsam und unerbittlich ihren Inhalt rieseln lässt. Bunter Sand ist das mindeste, das man sich wünschen darf. Oder kleine Klümpchen, die den Fluss stocken lassen, so daß das Schicksal die Sanduhr erst auf den Tisch klopfen muß, damit es weiter geht.
Überraschungen können auch Schicksalsschläge sein, aber auch die bedeuten nicht zwangsläufig das Ende. Ausser natürlich im Falle des Faraday’schen Käfers…
Es war mal wieder dran. Ganz alleine losziehen, in eigenem Tempo. Der Entschluss war kurzfristig gefasst, erst vor einer Woche entschied ich, mal wieder auf dem Hermannsweg von Bielefeld nach Detmold zu wandern.
Warum alleine? Weil ich nur wenige Menschen kenne, die Lust dazu verspüren, an einem Tag 35 km bergauf und bergab zu marschieren.
Vorgestern, früh um kurz nach 7 Uhr, geht’s los. Sonnenschein, aber nur 3°C. Besser frisch als heiß, denke ich mir und stiefel los. Sagt man so, aber tatsächlich habe ich mich wegen des prognostizierten guten Wetters für Laufschuhe entschieden.
Los geht’s!
Es dauert einige Zeit, bis ich die Siedlungsgebiete und die Peripherie von Bielefeld hinter mich lasse, ich wohne ja nicht im Wald. Dann aber umfängt mich der blühenste Maienmorgen, den man sich vorzustellen vermag. Die Vatertagsaspiranten schlafen noch, die Vögel singen und die Luft ist frisch und rein. Es kommt mir vor, als sei ich der einzige Mensch auf der Welt.
Die Wälder des Teutoburger Waldes sind mit einer seltenen Vielfalt gesegnet. Licht und Schatten wechseln sich ab genauso wie Sand- und Kalkboden. Kiefer und Buche haben hier eine Heimat, trockene Heiden findet man und kühle Quellen und Bäche, die mit ihrem Wasser Weser, Lippe und Ems speisen.
Der Donoper Teich
Aufgrund der großen Zahl verschiedener Biotope findet man eine Vielzahl von Pflanzen am Wegesrand.
Die kleine Schwester des Maiglöckchen, das SchattenblümchenIn den Heiden findet man das Kleine Habichtskraut……und in den Buchenwäldern den Waldmeister. Gelegentlich findet man eine zarte Schönheit: den Siebenstern.
Die Wanderwege im Teutoburger Wald sind gut ausgebaut, gelegentlich geht es aber auch über Stock und Stein, letztendlich führen sie aber alle zu IHM.
Hermann!
Da reckt er sein Schwert gen Westen. Weiß man, dass er zu Ende des 19. Jahrhunderts gebaut wurde, erkennt man schnell, dass es sich gar nicht gegen die Römer erhebt, sondern gegen die Franzosen. Das Deutsche Reich war gerade gegründet worden und Napoleon noch nicht vergessen. Nationalismus treibt seltsame Blüten.
Ich wende mich schnell wieder den kleinen und großen Schätzen der Natur zu.
Hier im Nordwesten wächst sie überall und wird doch wenig beachtet: die Stechpalme, auch Hülskrabbe oder Ilex genannt. Sie trägt im Herbst zahlreiche leuchtendrote Früchte, jetzt blüht sie gerade.
Ein interessantes Naturdenkmal: die Wurzeln dieser Hainbuche waren natürlich zunächst von Erde bedeckt, sonst hätten sie nicht wachsen können. Die Erde reichte ursprünglich 2m höher bis an den Fuß der Stämme, die Erosion hat ganze Arbeit geleistet. Zwischen den Wurzeln liegt zum Größenvergleich mein Käppi.
Der Hermannsweg kreuzt notgedrungen die A2. Autobahnbrücken sind nie schön, geben mir aber in diesem Fall die Möglichkeit, ein schönes Lehrfoto aufzunehmen. Es zeigt die Blätter von Bergahorn und Spitzahorn. Ich denke, jetzt könnt ihr die beiden Baumarten unterscheiden. ⁷
Nahe bei Bielefeld findet man den Eisernen Anton, ein Aussichtsturm, der diese Bezeichnung nicht mehr verdient, da er nach seiner Errichtung sein Höhenwachstum einstellte, im Gegensatz zu den ihn umwachsenen Bäumen.
Der Eiserne Anton
Nun bin ich wieder zu Hause. 2 Tage bin ich viele Kilometer gewandert, zwischendurch habe ich einen Tag in Detmold verbracht, eine schöne und lebendige Stadt. Alte Architektur, viel Wasser und Grün, sehenswert! Ihr solltet mal hinfahren.
Du bist der Stein, der mich traf und meine Seele aufwühlte und schäumen ließ. Die See hat sich beruhigt, doch noch immer, und auf ewig, breiten sich die Kreise, konzentrische Wellen, aus. Der Stein versank in meiner Seele und ruht dort auf ewig.
Endlich, in einem kurzen Moment der Windstille, niedersinken, hinter einer Muschel, einem Grashalm, einem Menschen, geborgen sein, vom innigen Wunsch erfüllt, zu ruhen, zu schlafen, dem inneren Feuer zu entsagen, eins zu werden mit der Erde.
Doch dann erwacht die Glut, noch gerade nur schwelend, erlöschend, zu neuer Flamme, flackert und leckt an deiner Seele und du greifst nach dem Wind und schwingst dich empor und lässt dich treiben von deiner ewigen elenden Unruhe.
Ja, das ist sie für mich, die Blaue Holzbiene oder Xylocopa violacea, die größte Biene Mitteleuropas. Zum ersten Mal sah ich sie in der Toscana, darum Sehnsuchtstier, dann in Süddeutschland. Nun hat sie aufgrund der Klimaerwärmung den Weg nach Norden angetreten und Bielefeld erreicht.
Sie sind wirklich riesig und eindrucksvoll, bis 3 cm werden sie lang, und erzeugen im Flug einen tiefen Brummton.
Sie bevorzugen Blüten, die nur von kräftigen Tieren geöffnet werden können, in diesem Fall ist es die Strauchige Kronwicke in unserem Garten.
Sie gründen keine Völker, sondern sind Solitärbienen, kümmern sich also nur um die eigene Brut.