Schon nachmittags blau…

…zu sein, ist nicht fein, außer man ist ein Schmetterling – so erlebt eines schönen Sommertages in einem Cafe-Garten. Die Sonne schien heiss auf uns herab, allerlei geflügeltes Volk aus der Ordnung der Gliederfüßler tummelte sich in der warmen Luft über den gedeckten Tischen. Auf diesen fanden sich auch, wie in Cafes üblich, Zuckerspender, und zwar die klassische Variante mit Glaskörper und metallenem Spenderrohr. Diese stellen  keine optische Attraktion dar, jedenfalls nicht für meine Augen, und daß Zucker über ein auffälliges und ansprechendes Aroma verfügt, habe ich auch noch nicht vernommen, und doch fand mein kleiner Bläuling die Quelle des Genusses bei jedem Anflug zielgenau und ließ sich, wohl aus Stolz über diese herausragende Sinnes- und Verstandesleistung, vielleicht auch aus Eitelkeit ob seines wirklich fantastischen Aussehens, geduldig ablichten.

Blau sind sie nur an der Oberseite der Flügel.

Oh Drosophila

Wenn Sonnenstrahlen sie erwärmen,

die gerne über Fallobst schwärmen

und tanzen über Komposthaufen,

um den Rand des Weinglas‘ laufen,

rufen alle, fern und nah:

‚Drosophila – der Herbst ist da!‘

 

 

Rosenzucht(VI) – Zwischenbericht

Diesen Zwischenbericht schreibe ich wirklich mit großer Freude. Natürlich erinnert ihr euch nicht mehr: im vergangenen Sommer habe ich euch mein Rosenzuchtprogramm vorgestellt und begleiten lassen. Und nun lugen vorsichtig 8 kleine Sämlinge aus der Anzuchterde: 7 Immergrüne Rose x Kartoffelrose und 1 Immergrüne Rose x Zimtrose! HOFFENTLICH gibt’s keinen Starkregen, Sonnenbrand, Pilzbefall, Schneckenfraß oder Meteoriteneinschlag! Wie werden wohl die Rosen wachsen, wenn sie groß sind? Werden sie gesund sein? Wie werden sie blühen? Werden sie klettern oder werden sie buschig wachsen, oder beides zugleich – buschig klettern? Hach, ich bin ja so gespannt!

Herr F.

Gestern sah ich während eines Spaziergangs Herrn F. in seinem Garten stehen. Er trug, wie immer, seinen grünen Hut und seine gelben Gummistiefel. Herr F. bemerkte mich nicht. Er bemerkte auch nicht den Gesang des Rotkehlchens im Holunderbusch gleich über ihm, schien es, und auch nicht das Summen der Bienen in den Krokussen zu seinen Füßen. Er schaute äußerst konzentriert auf etwas, das in seiner Hand ruhte, ein wirres blaues Knäuel eines Bandes, meinte ich zu erkennen, aus dem mehrere Fadenenden heraushingen. Er zog mal an dem einen, dann an dem anderen Faden, ließ wieder locker, versuchte es an anderer Stelle noch einmal, als wolle er einen Knoten lösen, den er noch nicht recht durchschaute. Zwischendurch stieß er hörbar seinen Atem zwischen den verkniffenen Lippen aus, schien entmutigt, holte tief Luft, runzelte die Stirn und machte sich wieder hartnäckig an die Lösung des Knotens. Meinen freundlichen Gruß überhörte er, so sehr nahm ihn seine Tätigkeit ein, und ich begriff, dass ich ihn nicht weiter stören sollte, und so setzte ich meinen Spaziergang voller Hoffnung, ihm möge die Entwirrung des Bandes bald gelingen, fort.

Rosa complicata

Ein abschreckender Name  – dabei birgt diese wunderschöne Rose keinerlei Komplikationen, außer, dass sie etwas raumgreifend wächst und im Garten Platz beansprucht, den sie uns aber mit riesigen Blüten dankt. Die Herkunft dieser Rose ist unbekannt, sie ist vermutlich eine Kreuzung der Gallicarose, auch Essigrose genannt, mit einer weiteren Wildrose. Ihre Blüten sind ungefüllt, im Durchmesser bis 12 cm groß, schwach duftend und eine Attraktion für Bienen und Hummeln.

Sie bildet große, harte und rote Hagebutten, welche den Winter über am Strauch verweilen. Der Durchmesser von Rosa complicata beträgt bis zu 2 m, in der Höhe überschreitet sie die 3-Meter-Marke. Sie wächst steif, ist also eine Kletterrose, wenn man sie lässt, und kein Rambler. Einer Wildrose entsprechend, blüht sie nur im Frühsommer, sie ist äußerst frosthart und wenig anfällig für Krankheiten. In unserem Garten gedeiht sie in direkter Konkurrenz mit einem Quitten- und einem Maulbeerbaum, ohne je eine pflegerische Maßnahme gefordert zu haben, von einem kräftigen Schnitt einmal abgesehen.

Herbstmorgen

Spinnensilber in den Zweigen

fängt der Morgensonne Licht,

verheißt uns, dass im Jahresreigen

eine neue Zeit anbricht.

 

Frischer Tau, der still gesunken,

blitzt und glitzert voller Pracht.

Regenbogenfarb’ne Funken,

ein Geschenk der letzten Nacht.

 

Und über mir der Apfelbaum

verströmt der Reife Duft.

Ich träume tief und atme kaum

die lichtgetränkte Luft.

 

 

 

 

 

Sie liebt mich, sie liebt mich nicht…

Die Beantwortung dieser existenziellen Frage, von deren Antwort Schicksale abhängen können, ist nicht einfach und zugleich meistens mit einer massiven Ausschüttung von Stresshormonen verbunden. Egal, welche Form der Wahrheitsfindung wir wählen – da wäre die direkte Ansprache wie ‚Du, ich liebe dich‘ oder ‚Ey, willst du mit mir geh’n?‘ oder alternativ das Auszählen von pflanzlichen Gliedmaßen – wir stehen unter Strom und haben doch keine Garantie, eine positive Antwort zu bekommen, die unser Herz vor Freude und Aufregung hüpfen und jubilieren lässt. Was also sollen wir tun? Auf jeden Fall die direkte Ansprache vermeiden, denn sie birgt eine ca. 50%ige Wahrscheinlichkeit einer Abfuhr. Das ist zu hoch! Das muss nicht sein. Viel günstiger ist das Auszählen pflanzlicher Anhängsel wie Beeren, Blätter oder auch Blütenblätter, und da zeigt sich, wie vorteilhaft es ist, über botanisches Wissen zu verfügen und auch ansonsten helle zu sein. Wer schlau ist, weiss: nur ungerade Zählmengen führen zu ‚Sie liebt mich‘, wenn ich mit dieser Phrase begonnen habe, also 1, 3, 5, 7 und so weiter. Ganz ungeschickt wäre es, den Klatschmohn als Wahrsager zu wählen, denn er hat vier Blütenblätter und führt unweigerlich zur falschen Antwort. Auch die Centifolie, eine Rosensorte, taugt nicht. Ihr Name bedeutet ‚Hundert Blätter‘, also eine gerade Zahl. Die Margarite ist etwas für risikobereite Verliebte, da die Zahl ihrer Blütenblätter schwankt. Eine klare positive Aussage garantieren uns Planzen wie der Siebenstern und der dreiblättrige Klee. Und wer zudem noch Zeit sparen möchte, findet die Antwort mit Hilfe der Einbeere.

Tigerschnegel greifen an

Daß der Mai gefährlich ist, wissen wir alle. Die Bäume schlagen wie wild aus, die Knospen explodieren, der Spargel schießt und die Schlingpflanzen greifen einem im Vorbeigehen nach der Gurgel. Auch vom Tierreich gehen vermehrte und erhebliche Gefahren aus, und damit meine ich nicht Zecken, Bienen und alle anderen, die mit einem wie auch immer gearteten Stech- oder Saugapparat ausgestattet, oder vielmehr bewaffnet sind. Nein – viel gefürchteter ist der berüchtigte Tigerschnegel(Limax maximus horribilis), zumindest bei jenen, die sich noch vor ihm fürchten können, weil sie mit viel Glück den ersten Angriff überlebt haben. Tigerschnegel, kurz vor dem Sprung…

Die Strategie des Tigerschnegels ist gerissen, wenn nicht gar infam. Er lauert im Dunklen, kann sich Millimeter für Millimeter schneckengleich anschleichen, um dann überraschend zum Sprung anzusetzen und sein Opfer mit wenigen Bissen seiner messerscharfen Raspelzähne oder mit einem peitschenden Hieb des mit einem rasierklingengleichen Kiel bewehrten Schwanzes den Garaus zu machen. Nachdem er sich satt gefressen hat, verliert sich seine blutig-schleimige Spur im Unterholz – bis er wieder zuschlägt…

Aurorafalter

Sie fliegen wieder oder, genau genommen, noch, diese allerliebsten kleinen bunten Vertreter der Weißlinge. In den vergangenen Tagen sah ich sie mehrmals und hatte die Gelegenheit, ihnen so nahe zu kommen, daß mir die unten folgenden Fotographien gelingen konnten. Die Falter halten recht gut still, wenn man sich gaaanz langsam bewegt.

Weiblicher Aurorafalter, in Tarnhaltung

Männchen und Weibchen unterscheiden sich, wie so oft. Die leuchtenden orangefarbenen Flächen sind den Kerlen vorbehalten, die tarnende Fleckung an der Unterseite der Flügel ist beiden Geschlechtern gemein. ‚Aurora‘ bedeutet übrigens Morgenröte und bezieht sich nicht etwa auf die Tageszeit des Fluges, sondern auf das leuchtende orange. Aufgrund der puscheligen Behaarung nenne ich sie bisweilen auch ‚Angora-Falter‘, und zwar kurz vor der Schur.

Männlicher Aurorafalter, auch in Tarnhaltung

Sie suchen gerne Kreuzblüter wie Kohl, Raps, Knoblauchrauke oder Wiesenschaumkraut auf, also noch recht häufige Pflanzen. Auf diesen legen sie ihre Eier ab. Die Raupen verpuppen sich im Frühsommer und ruhen 10 Monate bis zum folgenden Frühjahr.