
Nun vollendet...
Unlängst, als die Nebel wallten,
Käutzchenrufe widerhallten,
als im dunklen Tann ich weilte
und Verirrung mich ereilte,
als nicht Weg noch Steg ich fand
und mir Mut und Hoffnung schwand,
ich plötzlich eine Stimme hörte,
die mich mit zartem Klang betörte.
Ich hob mein Haupt und lauscht' verzückt.
Mal klang sie wie der Welt entrückt,
dann erdig, feucht und moosbehangen.
Voll Zauber, schon war ich gefangen.
Ich folgte taumelnd, weiß nicht wie,
durch den Wald der Melodie,
bis ich eine Lichtung fand,
auf der, ihr ahnt's, ein Weibe stand
von gar trefflicher Gestalt,
wie man's selten sieht im Wald.
Biegsam schlank wie eine Weide,
das Gewand aus Nesselseide,
und das Haar in gold'nem Glanz
gekrönt von einem Efeukranz.
Schnell kam ich mit mir überein:
das müsse eine Waldfee sein.
"Wie ist dein Name, holde Fee?
Circe aus der Odyssee?
Oder Loreley aus Bingen?
Die soll ja auch so reizend singen.
Oder stammst du vielleicht von
der fernen Insel Avalon?"
"Mitnichten, Wand'rer", sprach die Dame.
"Waldfee Holla ist mein Name."
Sprach's und lachte und verschwand
hinter einer Nebelwand
und sang, so rein wie Silberglocken,
mich tiefer in den Wald zu locken.
Ich sprang und lief, vom Wahn verführt,
nicht ahnend, dass sich's nicht gebührt,
des Waldes Fürstin zu begehren.
Sie wusst' sich dessen zu erwehren.
Ihr Lachen kam von hier, von dort,
mal näher hin, mal weiter fort.
Wie lang ich lief, ich weiß nicht mehr.
Fernab vom Wege sank ich schwer
in's weiche Moos in dunkler Nacht,
besiegt von Hollas zarter Macht.
So dachte ich, bis ich erwachte,
weil heftig mir der Schädel krachte
und Brechreiz meinen Schlund beehrte,
worauf mein Magen sich entleerte
und offenbarte, was gescheh'n.
Besser, ich hätt's nicht geseh'n:
Rote Bröckchen, fein gekaut,
weiße Punkte auf der Haut.
Ach...die Pilze, die ich aß,
Zauberpilze, wie ich las.
Willst in's Reich der Träume reisen,
musst du Fliegenpilze speisen.
So stand's geschrieben,
doch ich fand
ein gold'nes Haar in meiner Hand.
