Kindheit – das hieß, in den großen Ferien den ganzen Tag lang barfüßig zu laufen, abends von Brombeeren zerkratzte Beine zu haben, sich nach dem Ballspiel auf dem Schotterweg die Steinchen aus den Knien zu pulen. Das hieß, sich frei in der Nachbarschaft zu bewegen, überall waren Kinder, gespielt wurde nur draußen. Das hieß, auf den mittäglichen Glockenklang zu hören und pünktlich zum Essen zuhause zu sein. Das hieß, einmal im der Woche zu baden, möglichst als erster und alleine, das garantierte einem sauberes Badewasser. Das hieß, mit einer Frisur rumzulaufen, die landläufig ‚Pottschnitt‘ genannt wurde, das machte aber nichts, weil alle Jungs so aussahen. Das hieß, im Garten zu helfen, die Hühner zu füttern und später auch zu schlachten und zu rupfen, Löwenzahn für die Kaninchen zu suchen. Das hieß, jeden Moment mit einem Überschallknall eines Tieffliegers rechnen zu müssen. Das hieß, bei nichtigen Vergehen die lockere erziehende Hand eines Elternteils zu verspüren. Vieles war nicht schön damals, aber eines waren wir bestimmt: viel an der frischen Luft.